Infektionskrankheiten: Dengue und Co: Tropische Moskitos tragen gefährliche Viren nach Deutschland
Lange Zeit musste man in Europa nicht fürchten, durch einen Mückenstich ernstlich krank zu werden. Diese sorglose Zeit dürfte schon bald vorbei sein, denn seit ein paar Jahren machen exotische Mückenarten den einheimischen Blutsaugern das Terrain streitig – und die neuen Plagegeister tragen bisher hier unbekannte Krankheitserreger in sich. Der erste fliegende Pionier aus tropischen Regionen war die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus, die sich bereits 2011 in weiten Teilen Baden-Württembergs festgesetzt hatte. Die Buschmücke selbst gilt unter Seuchenexperten als eher harmloser Plagegeist, aber sie ist wohl nur die Vorhut für weitaus gefährlichere Eindringlinge.
Dass exotische Mücken nach Deutschland einreisen, ist nichts Neues – ihre Larven gelangen zum Beispiel mit Pflanzen wie dem Glücksbambus nach Europa. Auf diesem Weg gelangt immer wieder auch die Asiatische Tigermücke nach Nordeuropa, insbesondere Holland. Diese Art namens Aedes albopictus ist nun keineswegs mehr harmlos: Die Mücke überträgt bekanntermaßen eine ganze Liste gefährlicher Viren, darunter Chikungunya und das Denguefieber.
Kalte Winter bremsen die Mücken aus
Nördlich der Alpen allerdings hat diese Moskitoart noch nicht Fuß gefasst: Die Winter sind ihr zu kalt, so dass jede Sichtung auf neu eingeschleppte Exemplare zurückgeht. Entsprechend sporadisch tritt die Asiatische Tigermücke hier zu Lande auf. Anders sieht das jedoch südlich der Alpen aus. Dort findet die Mücke mit der auffälligen schwarz-weißen Musterung ideale Klimabedingungen vor. In Italien ist sie bereits seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts heimisch – im Sommer 2007 löste sie rund um die Stadt Ravenna eine Epidemie des Chikungunya-Fiebers aus, einer tropischen Viruserkrankung, die erst im Jahr zuvor im französischen Überseeterritorium La Réunion mehrere hundert Menschen getötet hatte.
Inzwischen ist A. albopictus nahezu an der gesamten europäischen Mittelmeerküste von Spanien bis Griechenland heimisch, und Experten fürchten, dass das geflügelte Virentaxi auf dem Sprung nach Deutschland ist: Populationen der Tigermücke breiten sich entlang des warmen Rhonetals stetig nach Norden aus und könnten von dort in die klimatisch ebenfalls günstigen Regionen des deutschen Südwestens und des Rheingrabens einwandern. Schon jetzt werden rund um Freiburg immer wieder vereinzelt Tigermücken gesichtet. Dass das passiert, ist aus zwei Gründen gut vorstellbar: Zum einen wird Deutschland durch den Klimawandel immer wärmer und damit der Mücke zuträglicher, und zum anderen haben sich die Mücken in der Vergangenheit in ungünstigen Klimazonen als recht anpassungsfähig erwiesen.
Das Denguefieber ist zurück
In Portugal, genauer gesagt auf der Insel Madeira, hat sich seit 2005 ein weiterer Vertreter der Aedes-Mücken etabliert: die Gelbfiebermücke Aedes aegypti. Neben dem namensgebenden Gelbfieber überträgt diese Kreatur das Denguefieber, an dem weltweit jedes Jahr wohl über 20 000 Menschen sterben. Die Krankheit verschwand Anfang des 20. Jahrhunderts aus Europa, doch im Gefolge der Mücken ist das Denguefieber jüngst mit einigem Elan zurückgekehrt. Um den Jahreswechsel 2012/2013 infizierten sich auf der portugiesischen Insel Madeira über 1000 Menschen mit der Tropenkrankheit, darunter 19 Deutsche.
Früher oder später dürfte auch die Gelbfiebermücke den Sprung aufs europäische Festland schaffen, und mit ihr das Denguevirus. Und das wiederum müsste sich für seine Ausbreitung nicht einmal auf seinen aktuellen Wirt verlassen: Die Asiatische Tigermücke überträgt Denguefieber ebenso gut, und womöglich ist auch die Buschmücke ein geeigneter Vektor. Eines jedenfalls ist sicher: Wir werden uns auch in Zukunft mit exotischen Stechmücken befassen müssen – und mit den gefährlichen Viren, die sie in sich tragen.
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